Armagedon

– das große Finale, das keiner findet

(H)armagedon – allein der Klang klingt nach Paukenwirbel, als müssten gleich Feuerbälle vom Himmel regnen. Tatsächlich aber beginnt alles recht banal: Megiddo, ein Hügel im Alten Orient, ein Treffpunkt für Armeen, die sich dort regelmäßig auf die Füße traten. Eigentlich nichts anderes als ein altorientalischer Verkehrsknoten mit Hang zu Scharmützeln. Die Bibel allerdings machte daraus die Endrunde aller Endrunden – den „Champions-League-Finalort“ der Weltgeschichte.

Man könnte sagen: Harmagedon ist wie ein Blitz, der aus einer grauen Wolke zuckt – hell, gefährlich, und doch nur ein kurzer Schlag im endlosen Wetter.

Oder wie ein riesiger Vorhang, den wir schwungvoll über die Bühne ziehen, damit aus einem chaotischen Theaterstück eine einzige dramatische Szene wird.

Und genau das lieben wir: Statt mühsam den schleichenden Verfall und die kleinen Risse zu beobachten, erfinden wir uns lieber einen großen Showdown. Archäologen kramen zwar nur Scherben hervor, aber keine Weltuntergangstrophäe – doch wen stört’s, solange die Geschichte stimmt?

Heute springt Harmagedon aus Schlagzeilen wie ein Marktschreier, kracht in Filmen mit voller Effektmaschine und schleicht sich in Reden, wenn Dramatik gefragt ist. Es macht uns Angst – und amüsiert uns zugleich. Denn vielleicht ist „Harmagedon“ weniger Drohung als ein rhetorisches Feuerwerk: laut, grell, unvergesslich, und irgendwie doch auch ein bisschen Lust an der Katastrophe.