Der Rauchmelder als Brandbeschleuniger

… welche Zukunft entsteht, wenn nur ein kleiner Kreis sie definiert?
Thomas Schmenger

Der Mitgründer von PayPal und Palantir, früher Investor bei Facebook, gehört zu den einflussreichsten Tech-Milliardären des Silicon Valley. Peter Thiels Investments folgen einer klaren Linie: Technologien, die versprechen, bestehende Ordnungen zu überwinden. Seine öffentlichen Erzählungen kreisen um den apokalyptischen Weltuntergang.

Diese geschickten Erzählungen vom nahenden Ende ist weniger Prophezeiung als pures Geschäftsmodell. Sie funktioniert wie ein schriller vor sich hinschmorender Rauchmelder: Wer behauptet, das gemeinsame Haus brenne gerade nieder, macht jede Vernichtung bestehender Werte plausibel – und jede Investition in seine eigenen Lösungen zur Notwendigkeit.

Das Tückische an Thiels Erzählungen: Sie enthalten einen wahren Kern. Unbestreitbar: Demokratien zeigen bedrohliche Ermüdungserscheinungen, Kompromisse wirken oft mühsam … und … Menschen, die bei technologischen Umbrüchen nicht mithalten können, werden abgehängt. Seine Beobachtungen sind nicht falsch. Doch Thiel deutet sie nicht als Aufforderung zur Weiterentwicklung demokratischer Strategien, sondern als Beweis der Unrettbarkeit aller gemeinsam errungenen Werte. Aus realen Problemen wird so ein apokalyptisches Narrativ – eines, das ausgerechnet seine eigenen Investitionen als einzigen Ausweg erscheinen lässt. So agiert ein geschickter Wundermittelverkäufer.

In Thiels Weltbild erscheint Technologie als alleiniger Rettungsring – glänzend, schillernd, beinahe schwerelos. Neue Energieformen, künstliche Intelligenz und Biotechnologie wirken wie geheime Türen in eine andere Zeit. Genau dort investiert er: in Firmen, die versprechen, uns aus der selbst beschworenen Krise zu retten. Die Untergangsrhetorik schafft den Markt, den seine Portfoliounternehmen bedienen sollen. Doch zugleich bleibt eine Frage offen: Wer darf durch diese Türen gehen? Seine Visionen trennen gern zwischen jenen, die dem Tempo der Zukunft gewachsen sind, und jenen, die zurückbleiben.

Gerade deshalb lohnt es sich, die Untergangsmusik leiser zu drehen. Die Welt geht nicht unter – wohin sollte dieser „Untergang” eigentlich sein? Wir erleben einen Paradigmenwechsel mit großen Erschütterungen. Was wir heute und jetzt brauchen, sind neue demokratische Ideen, aber sicher nicht die selbstsüchtige Herrschaft von Geldeliten mit überquellenden Milliardenvermögen. Die eigentliche Zukunft entsteht dort, wo viele Stimmen gemeinsam Ideen entwickeln und entscheiden – nicht nur dort, wo einzelne Investoren den Takt vorgeben und aus der Angst vor dem Morgen ein Geschäft macht.