Dachwohnungen

Messungen in Dachwohnungen an Hitzetagen in Deutschland – eine Übersicht

Dachwohnungen stehen im besonderen Fokus, wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels auf den städtischen Alltag geht. Denn sie fungieren – bildlich gesprochen – als städtische Sonnenkollektoren, oft schlecht isoliert, mit großen Fensterflächen, direkter Sonneneinstrahlung und einer geringen Luftzirkulation. Die Ergebnisse von Temperaturmessungen zeigen ein alarmierendes Bild.

Ergebnisse aus Studien und Messreihen:

In Hitzeperioden steigen die Innentemperaturen in Dachwohnungen regelmäßig über 30 Grad. Selbst nachts fallen die Temperaturen nur selten unter 25 Grad – ein Zustand, den das Umweltbundesamt (UBA) bereits als gesundheitsgefährdend einstuft (UBA, 2021).

Messungen aus München (2019) zeigen Spitzenwerte von 37,5 °C in Dachgeschosswohnungen, während parallel die Außentemperaturen „nur“ bei 33 °C lagen. Die Differenz erklärt sich aus der Kombination aus Aufheizung über das Dach, fehlendem Wärmeschutz und unzureichender nächtlicher Abkühlung.

Eine Studie der TU Berlin (2020) untersuchte verschiedene Wohnungstypen im Sommer: Während Erdgeschosswohnungen im Durchschnitt bei 26–27 °C lagen, wiesen Dachwohnungen 32–34 °C auf – bei gleichen äußeren Bedingungen.

Langzeitmessungen im Rhein-Main-Gebiet (2022) bestätigten: An mehr als 20 Tagen im Jahr lagen die Temperaturen tagsüber über 30 °C, bei schlechter Isolierung sogar dauerhaft über mehrere Tage hinweg ohne nennenswerte Abkühlung. Der menschliche Körper steht dabei unter Dauerstress.

Was bedeutet das für die Gesundheit?

Dachwohnungen entwickeln sich zunehmend zu Hitzeinseln. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Kleinkinder, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronischen Leiden. Ohne aktive Kühlung – etwa durch mobile Klimageräte – kommt es zur thermischen Belastung, Schlafstörungen, Kreislaufproblemen und einer erhöhten Sterblichkeit in Hitzewellen. Die WHO nennt eine Schwelle von 26 °C Raumtemperatur, ab der erste gesundheitliche Risiken entstehen.

Maßnahmen und Empfehlungen:

Abdunklung durch außenliegende Jalousien

Nachtlüftung und Querlüften frühmorgens und spätabends

Begrünung von Dächern zur Wärmereduktion

Nachträgliche Dämmung und Hitzeschutzverglasung

Temporäre Schutzräume (Cooling Spaces) in Städten, z. B. in Bibliotheken, Kirchen, Einkaufszentren

Fazit:

Dachwohnungen sind ein Frühindikator für die zukünftige thermische Belastung im urbanen Raum. Ihre Temperaturwerte an Hitzetagen können bis zu 5 bis 8 Grad über den Außentemperaturen liegen. Ohne aktive städtebauliche und wohnpolitische Maßnahmen droht eine soziale Spaltung in „hitzetaugliche“ und „hitzebelastete“ Wohnverhältnisse – ein Thema, das uns nicht nur architektonisch, sondern auch sozialpolitisch herausfordert.

Quellen (Auswahl):

– Umweltbundesamt (UBA), 2021: Hitzeaktionspläne in Deutschland

– TU Berlin, 2020: Thermische Belastung in Wohnungen während Sommerhitze

– DWD, 2022: Klimawandel und städtische Wärmeinseln

– WHO Europe, 2011: Public Health response to heat-waves

– Bayerisches Landesamt für Gesundheit, 2019: Hitze und Gesundheit in Städten