Das Acht-Schilde-Modell ist ein systemisches Naturverbindungs- und Bildungsmodell, das auf alten indigenen Weisheiten beruht und von Jon Young entwickelt wurde. Es dient dazu, Menschen in ihrer persönlichen, sozialen und spirituellen Entwicklung zu begleiten, indem es sie wieder in Verbindung mit der Natur und ihrer eigenen inneren Welt bringt. Das Modell basiert auf den natürlichen Rhythmen und Zyklen der Erde, der Tages- und Jahreszeiten und ist in acht verschiedene Phasen oder “Schilde” unterteilt, die jeweils bestimmten Qualitäten und Aspekten des Lebens entsprechen.
Ursprung und Philosophie
Jon Young, ein amerikanischer Naturmentor und Anthropologe, entwickelte das Acht-Schilde-Modell, nachdem er das tiefgreifende Wissen und die Praktiken indigener Kulturen, insbesondere der Lakota und der San-Buschmänner, studiert hatte. Es geht davon aus, dass die Menschen durch die Verbundenheit mit der Natur und ihren Zyklen zu einem harmonischen und sinnstiftenden Leben finden können. Die Schilde symbolisieren verschiedene Archetypen und Entwicklungsphasen im Leben eines Menschen, die in Beziehung zu den natürlichen Zyklen der Erde stehen.
Die Acht Schilde im Überblick
- Osten (Sonnenaufgang, Neubeginn)
Der Osten steht für den Anfang und den Start eines neuen Zyklus. Hier geht es um Klarheit, Visionen und Inspiration. Wie der Sonnenaufgang, der das Licht in den Tag bringt, steht dieser Schild für Erkenntnisse, neue Ideen und Perspektiven. Menschen in dieser Phase suchen nach neuen Möglichkeiten und Richtung. - Südosten (Jugend, Erwachen)
Der Südosten symbolisiert die Phase des Erwachens, in der das Gelernte und Erlebte langsam Gestalt annimmt. Diese Phase wird oft mit der Jugend assoziiert, in der Energie und Begeisterung zunehmen und Menschen beginnen, sich selbst und ihre Umwelt intensiver wahrzunehmen. - Süden (Mittag, volle Kraft)
Der Süden repräsentiert den Höhepunkt der Kraft und des Lebens. Es ist die Phase der Aktion, der Vitalität und der Lebendigkeit, in der man selbstbewusst und aktiv auf die Welt zugeht. In dieser Phase strebt man danach, im Hier und Jetzt zu leben, zu genießen und aus vollen Kräften zu schöpfen. - Südwesten (Reife, Verantwortung)
Der Südwesten steht für die Phase der Reife und des Übergangs. Es ist eine Zeit, in der die Erfahrungen und Erkenntnisse der südlichen Phase beginnen, Früchte zu tragen. Menschen übernehmen Verantwortung und geben ihr Wissen an andere weiter, ähnlich einem Mentor oder Lehrer. Diese Phase wird oft als Vorbereitung auf spätere Lebensphasen gesehen. - Westen (Sonnenuntergang, Loslassen)
Der Westen symbolisiert den Rückzug, das Loslassen und die Reflexion. Es ist eine Phase der Innerlichkeit, in der man sich auf die eigenen inneren Prozesse konzentriert und sich mit den tieferen Schichten des Lebens auseinandersetzt. Ähnlich wie die untergehende Sonne markiert der Westen eine Zeit des Abschieds und der Einkehr. - Nordwesten (Tiefe Weisheit, Ahnen)
Diese Phase ist mit der Weisheit der Älteren und der Verbindung zu den Ahnen assoziiert. Im Nordwesten geht es um tiefes Verstehen, Einsicht und die Fähigkeit, das Leben in größeren Zusammenhängen zu sehen. Hier steht die Auseinandersetzung mit den Zyklen des Lebens im Vordergrund und die Verantwortung, das Erlernte weiterzugeben. - Norden (Winternacht, Ruhe und Integration)
Der Norden steht für die Phase der Ruhe, Regeneration und Integration. Ähnlich wie der Winter ist dies eine Zeit der Reflexion, des inneren Wachstums und der Vorbereitung auf neue Zyklen. Menschen in dieser Phase ziehen sich zurück, um das Erlebte zu verarbeiten und sich für kommende Herausforderungen zu stärken. - Nordosten (Übergang, Wiedergeburt)
Der Nordosten markiert den Übergang vom Alten zum Neuen, eine Phase des Wandels und der Wiedergeburt. Hier wird das Alte abgeschlossen und der Zyklus beginnt erneut. Diese Phase verbindet die Weisheit des Nordens mit der Klarheit des Ostens und ebnet den Weg für neue Entwicklungen und Visionen.
Anwendung des Acht-Schilde-Modells
Das Acht-Schilde-Modell findet vor allem in der Naturpädagogik, der Persönlichkeitsentwicklung und der Gemeinschaftsbildung Anwendung. Es bietet einen strukturierten Ansatz, um Menschen zu unterstützen, wieder in Kontakt mit der Natur und ihrem eigenen Lebenszyklus zu kommen. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel:
- Naturverbindung: Die Schilde helfen, Menschen durch gezielte Naturerfahrungen, Rituale und Meditationen wieder stärker mit den Rhythmen der Natur zu verbinden.
- Mentoring und Gemeinschaft: Indem die verschiedenen Phasen des Lebenszyklus bewusst gemacht werden, fördert das Modell den Aufbau von Gemeinschaften, in denen Mentoren ihre Weisheit weitergeben und jüngere Menschen auf ihrem Weg begleiten.
- Selbstreflexion: Durch die acht Schilde kann man besser erkennen, in welcher Lebensphase oder welchem Zyklus man sich gerade befindet und welche Herausforderungen oder Potenziale diese Phase mit sich bringt.
Fazit
Das Acht-Schilde-Modell ist eine tief symbolische Landkarte für menschliche Entwicklung und Naturverbindung. Es hilft, den eigenen Lebenszyklus und die Beziehung zur Umwelt zu verstehen, indem es die natürlichen Rhythmen der Erde als Vorbild nimmt. In einer Zeit, in der viele Menschen nach Sinn und Verbindung suchen, kann dieses Modell eine inspirierende Methode sein, um Orientierung, Einsicht und Gemeinschaft zu finden.