[ein streichholz. ein atemzug. eine pause.]
du stehst im weißen raum.
kein anfang. kein ende.
nur möglichkeit.
„was willst du machen?“
fragt niemand.
und gerade deshalb beginnt es.
du wirfst ein wort an die wand.
es bleibt nicht kleben.
es fällt.
es zerbricht.
du hebst die silben auf,
ordnest sie neu.
plötzlich: bild
plötzlich: klang
plötzlich: richtung
der schöpferische spielraum ist kein ort.
er ist ein zustand.
ein zustand von zuständen.
eine widerstandsfläche gegen funktion
eine wucherung im raster
eine fransenkante der form
du malst mit zweifeln.
du schreibst mit der linken hand ins rechte ohr.
du baust aus leerstellen architektur.
hier gelten andere gesetze:
inkonsequenz ist rhythmus
versuch ist vollendung
scheitern ist schlüssel
es wird dunkel.
du zündest eine idee an.
sie brennt nicht.
sie leuchtet nicht.
aber sie hinterlässt einen duft:
nach offenheit,
nach freiem fall,
nach möglichkeit.
du tanzt.
nicht mit schritten,
sondern mit fragen.
was, wenn ein spiel kein ziel hätte?
was, wenn eine form nicht abgeschlossen, sondern atmend wäre?
was, wenn du kein resultat bräuchtest, um zu wissen, dass du wirkst?
du erschaffst nicht, weil du willst.
du erschaffst, weil du hörst.
du hörst die lücken zwischen den dingen.
du hörst das raunen des unfertigen.
aus deinem schweigen wächst form.
aus deinem stottern entsteht rhythmus.
aus deinem lachen wird struktur.
du bist nicht schöpferisch, weil du kannst –
du bist es, weil du dazwischen bist.
zwischen wissen und nicht-wissen.
zwischen plan und improvisation.
zwischen rahmen und überlauf.
der schöpferische spielraum ist keine zone.
er ist eine zeit.
eine zeit außerhalb des taktes.
eine gegenzeit.
eine tanzende verspätung.
du gehst weiter.
du baust nichts.
du zerstörst nichts.
aber du veränderst alles.
du hinterlässt spuren,
die man nur sieht,
wenn man aufhört zu schauen.
und irgendwann
sagt jemand:
„warum ist das hier so anders?“
und du antwortest nicht.
du spielst weiter.