Die thermische Belastungszone

Der kritische Temperaturbereich für den menschlichen Organismus

Der Begriff „thermische Belastungszone“ beschreibt einen Temperaturbereich, in dem die natürlichen Regulationsmechanismen des menschlichen Körpers zunehmend an ihre Grenzen stoßen. Es ist jener klimatische Schwellenraum, in dem Hitze nicht mehr nur als unangenehm empfunden, sondern zur konkreten gesundheitlichen Gefahr wird. Dieser Bereich beginnt – je nach individueller Verfassung und Umweltfaktoren – etwa ab 26 bis 32 Grad Celsius und verschärft sich deutlich ab 32 °C, insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit und geringer Luftzirkulation.

In dieser Zone greifen folgende Faktoren ineinander:

Die Außentemperatur überfordert das körpereigene Kühlsystem, das hauptsächlich über Schwitzen funktioniert. Doch bei hoher Luftfeuchtigkeit kann der Schweiß nicht mehr verdunsten – die Kühlung bleibt aus.

Das Herz-Kreislauf-System wird stärker belastet, denn es muss mehr Blut an die Hautoberfläche pumpen, um Wärme abzugeben. Das führt zu einer stärkeren Herzfrequenz und im Extremfall zu Erschöpfungszuständen, Hitzekollaps oder Hitzschlag.

Die mentale Leistungsfähigkeit nimmt ab, Reaktionsfähigkeit und Konzentration sinken, die Fehleranfälligkeit steigt – ein bedeutender Aspekt etwa im Straßenverkehr oder bei Maschinenarbeit.

Vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kleinkinder, Schwangere, Menschen mit Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen sowie obdachlose Personen sind besonders gefährdet. Auch Medikamente wie Diuretika oder Betablocker können die körpereigene Hitzeregulation zusätzlich beeinträchtigen.

Städte verstärken die thermische Belastung durch den sogenannten Urban Heat Island Effekt: Versiegelte Flächen, fehlende Vegetation, dichte Bebauung und Wärmespeicherung führen dazu, dass in Innenstädten bis zu 7 Grad höhere Temperaturen herrschen können als im Umland.

Die thermische Belastungszone ist kein abstraktes Klimaphänomen, sondern längst ein alltägliches Gesundheitsrisiko in den Sommermonaten. Studien wie die des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Robert Koch-Instituts (RKI) belegen einen signifikanten Anstieg hitzebedingter Todesfälle, vor allem in heißen Sommern wie 2003, 2018 oder 2022.

Beispiele:

Ab 26 °C: Erste Einschränkungen der körperlichen Belastbarkeit, besonders bei körperlicher Arbeit.

Ab 30 °C: Erhöhte Gefahr für Kreislaufprobleme, Leistungseinbußen, Müdigkeit.

Ab 35 °C: Akute Gesundheitsgefahr, insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit und schlechter Luftqualität.

Ab 40 °C: Lebensgefährlicher Zustand für empfindliche Personen.

Maßnahmen zur Entlastung:

Ausreichend trinken

Körperliche Aktivität auf Morgen- oder Abendstunden verlegen

Kühle Räume aufsuchen oder selbst kühlen

Luftzirkulation ermöglichen (z. B. durch Ventilatoren)

Kühlende Kleidung tragen, helle Farben bevorzugen

Städte klimagerecht gestalten: Entsiegelung, Begrünung, Wasserflächen

Die thermische Belastungszone ist also mehr als nur ein meteorologischer Grenzbereich – sie markiert den schmalen Grat zwischen Anpassung und Überforderung. In einer sich aufheizenden Welt wird sie zum Prüfstein für unsere gesundheitliche, soziale und städtebauliche Resilienz.