Ob Frauen oder Männer mehr Hitze aushalten, ist keine triviale Frage – sie berührt nicht nur biologische Unterschiede, sondern auch gesellschaftliche Kontexte, Wahrnehmung und Verhalten.
Physiologisch gesehen gibt es einige Unterschiede:
Frauen
– haben in der Regel einen höheren Körperfettanteil, was als Isolationsschicht wirkt und das Schwitzen erschwert.
– besitzen meist eine geringere Schweißrate, was die natürliche Kühlung über Verdunstung reduziert.
– reagieren sensibler auf Temperaturschwankungen, vor allem in den Extremitäten.
– erleben zyklusbedingt Temperaturschwankungen (z. B. in der Lutealphase eine höhere Basaltemperatur), was das subjektive Wärmeempfinden beeinflussen kann.
Männer
– schwitzen stärker und schneller, was ihnen bei starker Hitze effektivere Kühlung ermöglicht.
– haben durchschnittlich mehr Muskelmasse, was Wärmeproduktion steigert, aber auch schneller zur Überhitzung führen kann.
– zeigen oft eine höhere Toleranzschwelle bei Hitzestress – doch dies ist teilweise auch kulturell geprägt (Erziehung, Rollenbilder, Risikoverhalten).
– überschreiten häufiger physiologische Grenzen, was zu einer höheren Sterblichkeit durch Hitzeschläge bei Männern führen kann.
Studienlage:
Laut einer Studie der Universität Maastricht (González-Alonso et al., 2008) zeigt sich, dass Männer bei sportlicher Belastung in Hitzebedingungen physiologisch leistungsfähiger sind, jedoch auch ein höheres Risiko für Hitzefolgen wie Hitzekollaps oder -schlag aufweisen. Frauen dagegen schützen sich tendenziell besser, weil sie frühzeitiger auf Hitzebelastung reagieren – durch Reduktion von Aktivität, gezielteres Trinken und Rückzug in kühlere Räume.
Soziokulturell gesehen:
Frauen gelten als vorsichtiger im Umgang mit extremer Hitze – etwa bei Arbeitsunterbrechung oder Trinkverhalten. Männer tendieren häufiger dazu, Symptome zu ignorieren, was sie anfälliger für hitzebedingte Erkrankungen macht. Das zeigt sich z. B. in höheren Todesraten älterer Männer während Hitzewellen (Robert Koch-Institut, 2021).
Fazit:
Männer sind rein körperlich besser auf Hitzestress durch Schwitzen vorbereitet, doch Frauen kompensieren dies durch klügeres Verhalten. Unter kontrollierten Bedingungen kann man sagen:
Männer schwitzen sich durch – Frauen handeln klüger.
Doch Hitze ist nicht nur eine Frage der Biologie – sondern auch des sozialen Rahmens. Die tatsächliche Widerstandsfähigkeit gegen Hitzebelastung ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel von Körperbau, Kondition, Verhalten, Umfeldbedingungen – und nicht zuletzt dem Zugang zu Schutzräumen.