Nachhaltige Landnutzung

Eine bodenlose Zukunft kann verhindert werden
Thomas Schmenger

Die hauchdünne, fruchtbare Schicht des Bodens – in der Pflanzen wachsen, Wasser gespeichert wird und viele kleine Lebewesen leben – ist die Grundlage für Leben und Nahrung. Sie zu schützen ist entscheidend, um das Klima zu stabilisieren, die Natur zu bewahren und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt zu erhalten. Diese Schicht ist nur etwa 30 cm dick und braucht hunderte Jahre, um wieder aufgebaut zu werden.

Sustainable Land Use – ein Begriff, der so trocken klingt wie der ausgedorrte Ackerboden in einem Sommer, der keine Grenzen zu kennen scheint. Doch Landnutzung ist der Schlüssel zur Frage, wie wir die Erde und unsere Böden in eine Zukunft führen, die uns nicht nur ernährt, sondern auch ein Leben in Harmonie mit unserer Umwelt ermöglicht.

Es geht darum, die dünne Haut der Erde – die fruchtbaren Böden, Wälder und Wiesen – so zu bewirtschaften, dass sie mehr können, als nur unsere Grundbedürfnisse zu erfüllen. Sie sollen die Balance zwischen Mensch und Natur aufrechterhalten, Biodiversität fördern und dabei helfen, die Klimakrise einzudämmen.

Dazu braucht es keine Wunder, sondern Konzepte und Methoden, die schon heute existieren: Agroforstwirtschaft, regenerative Landwirtschaft, Urban Farming und die Renaturierung von Flächen sind Bausteine, die zeigen, dass landwirtschaftliche Produktion und Ökosystemdienstleistungen kein Widerspruch sein müssen.

Stell Dir vor, dass jedes Stück Land – sei es Acker oder Weideland, Stadtpark oder dein eigener Garten – eine Rolle in einem größeren Netzwerk spielt. In einem Netzwerk, das Kohlenstoff speichert, die Wasserkreisläufe stabilisiert, und Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere bietet.

Die dünne, fruchtbare Haut der Erde, die wir als Boden oder Humusschicht kennen, ist von zentraler Bedeutung für das Leben auf unserem Planeten. Obwohl der Boden nur einen winzigen Teil der Erdkruste ausmacht, hängt von ihm die Nahrungsmittelproduktion, die Stabilität von Ökosystemen und das Klima ab. Im Verhältnis zur gesamten Erdmasse ist diese Schicht verschwindend klein, ihre Bedeutung jedoch umso größer.

Der fruchtbare Boden erstreckt sich nur über etwa 0,5 bis 2 Meter an der Erdoberfläche. Verglichen mit dem Durchmesser der Erde von etwa 12.742 Kilometern ist dies nur ein hauchdünner Streifen. Ein anschauliches Bild: Wenn die Erde die Größe eines Apfels hätte, wäre die fruchtbare Schicht nicht dicker als die Apfelschale.

Trotz dieser geringen Dicke ist der Boden die Grundlage für rund 95 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Pflanzen beziehen aus dem Boden Wasser und Nährstoffe, was unsere Ernährung sicherstellt. Der Boden ist darüber hinaus ein eigenes Ökosystem. In ihm leben zahlreiche Mikroorganismen und Insekten, die den Nährstoffkreislauf regulieren und die Biodiversität unterstützen.

Der Boden spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Klimas. Er speichert große Mengen an Kohlenstoff – sogar mehr als die Atmosphäre und die Vegetation zusammen. Gesunde Böden helfen somit, den Klimawandel zu verlangsamen, indem sie Kohlenstoff binden und die Freisetzung von Treibhausgasen reduzieren.

Eine weitere Funktion des Bodens ist seine Fähigkeit, Wasser zu speichern und zu reinigen. Durch diese Eigenschaft trägt der Boden zur Wasserversorgung von Pflanzen bei, schützt vor Überschwemmungen und filtert Wasser auf natürliche Weise, bevor es ins Grundwasser gelangt.

Die fruchtbare Erdschicht ist jedoch weltweit stark bedroht. Intensive Landwirtschaft, Abholzung und schlechte Bodenbewirtschaftung führen zu Erosion und dem Verlust dieser wertvollen Schicht. Außerdem versiegelt die zunehmende Urbanisierung den Boden, was seine natürliche Funktion beeinträchtigt. Schweres Gerät in der Landwirtschaft oder Überweidung verdichtet den Boden, wodurch Wasser schlechter aufgenommen wird und Wurzeln sich schwerer entwickeln können. Auch chemische Düngemittel und Pestizide setzen den Böden zu, ebenso wie unsachgemäße Bewässerung, die zur Versalzung führen kann.

Diese dünne Haut der Erde ist im Verhältnis zu ihrer Größe ein wahres Wunderwerk, das es zu schützen gilt. Ohne sie wäre die Welt, wie wir sie kennen, nicht lebensfähig. Der Erhalt dieser fruchtbaren Schicht sollte deshalb eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit sein – nicht nur für die Ernährung der Menschheit, sondern auch für das ökologische Gleichgewicht und die Stabilität des Klimas.

Land ist eine knappe Ressource, aber die Art, wie wir es nutzen, kann weit über den physischen Raum hinausreichen und einen positiven Einfluss auf das globale System haben. Genau das macht nachhaltige Landnutzung zu einem der wichtigsten Puzzleteile für die Zukunft unseres Planeten.

Genau dieser Gedanke führt uns zu einem Punkt, den wir oft übersehen: Unser Umgang mit Land ist kein isoliertes Thema, das nur die Landwirtschaft betrifft. Es ist ein integraler Bestandteil vieler globaler Herausforderungen – vom Klimawandel über die Ernährungssicherheit bis hin zum Schutz der Biodiversität.

Die Landwirtschaft ist nicht nur Produzentin, sondern auch eine bedeutende Verursacherin von Treibhausgasen. Gleichzeitig bieten Böden und Wälder als Kohlenstoffsenken ein enormes Potenzial, um CO₂ zu binden. Die Art und Weise, wie wir Land nutzen, entscheidet darüber, ob wir es als Verbündeten gegen den Klimawandel gewinnen oder als zusätzlichen Brandbeschleuniger erleben. Es ist das Zusammenspiel der Faktoren: Bodengesundheit, Wasserhaushalt, Artenvielfalt und Klimabilanz – die Frage lautet, ob wir das Puzzle zu einem nachhaltigen Gesamtbild zusammenfügen können.

Eine nachhaltige Landnutzung kann helfen, das Artensterben zu verlangsamen, die Lebensbedingungen in ländlichen Regionen zu verbessern und der Erosion von Böden entgegenzuwirken. Es ist nicht weniger als die Grundlage, um ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen von Mensch und Natur herzustellen. Sie ist das Bindeglied, das den Erfolg vieler globaler Ziele miteinander verknüpft: Klimaneutralität, Erhalt der Biodiversität, soziale Gerechtigkeit und eine sichere Nahrungsmittelversorgung.

Deshalb ist nachhaltige Landnutzung eben nicht nur eine landwirtschaftliche Praxis, sondern auch eine gesellschaftliche Notwendigkeit – eines der wichtigsten Puzzleteile für die Zukunft unseres Planeten.