über die verstaubten Tricks der ewig Verschlafenen
Früher war „woke“ kein Kampfbegriff, sondern eine Erinnerung hinzusehen, wo andere wegschauten: Bei Rassismus und sozialer Ausgrenzung. Heute ist es ein Schlagwort, das durch Talkshows fliegt wie eine besonders nervende Fliege durchs Sommerloch. Wer heute „woke“ sagt, meint selten einfach „wach“. Meist meint er (- oder seltener auch sie) „Oh nein, schon wieder politisch korrekt!“ oder „Hilfe, jemand denkt nach, das passt mir gar nicht!“
Dabei wollte der Begriff ursprünglich gar nicht nerven. „woke“ hieß: Augen auf! Wer sieht, wo andere wegschauen, wer fragt, wem die Welt eigentlich gehört, war einmal Heldin oder Held der Aufklärung. Heute benutzen ihn die “ewig Verschlafenen”, um Bewegungen zu diffamieren:
Es ist ein alter,
aber sehr giftiger Trick:
Was ich fürchte
oder nicht begreifen will
mache ich einfach lächerlich.
Was einst moralische Wachsamkeit bedeutete, klingt nun für einige nach moralischem Zeigefinger deluxe. Kein Wunder: Für viele beginnt der Albtraum, sobald Sprache nicht mehr nur bequem, sondern auch gerecht sein will. Also wird aus „woke“ ein Schimpfwort – denn was wir fürchten, machen wir lächerlich. So überlebt der Begriff im Meme-Modus: halb ernste Haltung, halb Karikatur seiner selbst.
Doch zwischen den Grabenkämpfen ums rechte Wort ist „woke“ vielleicht genau das geblieben, was es immer war: Eine Frage. Keine Anklage, kein Urteil, eher ein Nadelstich ins Gewissen. Willst du sehen, was wirklich ist – oder lieber weiterschlafen?

Aber keine Sorge. Wer müde ist vom Wokeness-Diskurs, kann sich ja mit einem guten Gewissen beruhigen: Ignoranz war schon immer bequemer als Wachheit. Nur leider selten besser.
