Wer denkt, Bauern bewegen sich nicht, hat Dänemark noch nicht gesehen
Thomas Schmenger

Dänemark wagt, was andere sich nicht trauen – Ein Agrarland als Klimavorreiter

Es ist eine leise Revolution – und sie kommt ausgerechnet aus einem Land, das wie kaum ein anderes mit seiner Landwirtschaft verbunden ist: Dänemark. Kühe, Schweine, Ackerland – all das gehört zur dänischen Identität wie das Fahrrad zur Kopenhagener Innenstadt. Und doch hat dieses kleine Land im Norden Europas als erstes weltweit eine CO₂-Steuer auf landwirtschaftliche Emissionen eingeführt.

Was nach einem politischen Husarenstück klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis eines bemerkenswert klugen Zusammenspiels aus Dialog, Weitblick und Veränderungsbereitschaft. Während andernorts hitzig über Verzicht, Verbote und Wirtschaftsschäden gestritten wird, hat Dänemark einen Weg gefunden, das Unvermeidbare konstruktiv zu gestalten: die Einbeziehung der Landwirtschaft in den Kampf gegen die Klimakrise.


Wie wurde dieser politische Durchbruch erreicht?

Durch Vertrauen statt Polarisierung.

Statt die Landwirt:innen pauschal zum Klimaproblem zu erklären, wurden sie von Beginn an als Teil der Lösung eingeladen. Regierung, Wissenschaft, Umweltverbände und die Landwirtschaft selbst kamen ins Gespräch – nicht im Sinne wohlmeinender PR-Runden, sondern in ernstgemeinten Aushandlungsprozessen. Der politische Wille war klar: Die Klimabelastung durch Methan, insbesondere aus der Viehhaltung, kann nicht länger ignoriert werden – aber niemand wird allein gelassen.

Durch kluge Förderung statt reiner Besteuerung.

Parallel zur neuen CO₂-Abgabe stellt der Staat gezielt Mittel für klimaschonende Technologien und Umbauprozesse bereit. So wird die Steuer nicht zur Strafe, sondern zum Hebel. Ein Signal geht an die Bauern: Wir sehen euch. Wir brauchen euch. Und wir unterstützen euch beim Wandel.

Durch Ehrlichkeit statt Schönfärberei.

Dänemark hat die Emissionen seiner Landwirtschaft transparent gemacht – und damit auch eine gesellschaftliche Debatte möglich. Der Zusammenhang zwischen Tierhaltung und Klimabelastung wurde nicht kleingeredet, sondern benannt. Das Ergebnis: eine neue Form von Verantwortung, geteilt von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Durch Vorbilder statt Verhinderung.

Dänemark will Vorreiter sein – und nimmt diese Rolle ernst. Die CO₂-Steuer ist eingebettet in einen größeren Transformationsplan, der klar benennt, wohin die Reise geht: zu einem klimaneutralen Land, in dem auch der Acker nicht ausgenommen ist. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Richtung. Und die zeigt nach vorn.

Was bleibt, ist ein Signal – an Europa, an die Welt: Auch in der Landwirtschaft ist Klimaschutz möglich, ohne dass das Land seine Wurzeln verliert. Vielleicht beginnt die Zukunft des Essens nicht in einem Labor in Kalifornien, sondern auf einem Hof in Jütland.

Dänemark hat vorgemacht, wie Wandel gehen kann – mit Pragmatismus, mit Mut, mit dem Vertrauen, dass Veränderung nicht durch Angst entsteht, sondern durch gemeinsame Visionen.

Und vielleicht ist das der größte Unterschied: Dänemark hat nicht gefragt, ob es geht – sondern wie. Und genau deshalb ist es nun ein Vorbild. Für alle, die glauben, dass die Landwirtschaft zu heilig ist, um sie anzurühren. Und für alle, die wissen: Genau dort muss die Zukunft beginnen.

Laut dem Artikel in der ZEIT (Ausgabe 14/2024) wird durch die neue CO₂-Steuer auf landwirtschaftliche Emissionen in Dänemark eine Einsparung von 1,8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr erwartet – das entspricht etwa 20 Prozent der landwirtschaftlichen Emissionen des Landes.

Zum Vergleich: Das ist in etwa so viel, wie 900.000 durchschnittliche Autos pro Jahr ausstoßen.

Diese Einsparung soll schrittweise erreicht werden – unter anderem durch eine Reduktion der Tierbestände, den Einsatz klimafreundlicher Technologien und veränderte Düngepraktiken. Dabei bleibt die Steuer nicht isoliert, sondern ist Teil eines größeren Transformationspakets mit gezielter Förderung und langfristiger Planung.