7. Akademisch
Die sokratische Elenchus fungiert als heuristische und zugleich aporetische Strategie: Durch systematische Fragen werden zunächst Definitionen (horismos) präzisiert, dann Hypothesen deduktiv geprüft, bis sich Widersprüche zeigen. Diese Negation führt nicht zwingend zu positiver Wahrheit, sondern zu einer Aporie, in der der Logos neu konstituiert wird. In der modernen Dialogik und Psychotherapie (z. B. KVT nach Beck) wird der sokratische Diskurs als kognitive Umstrukturierung verstanden, indem dysfunktionale Schemata via geleitetem Entdecken (guided discovery) modifiziert werden. Methodologisch lässt sich die Technik als Kombination von heuristischer Falsifikation und metakognitiver Aktivierung deuten. Ihr Wert liegt weniger in den Antworten als in der Transformation des epistemischen Subjekts.
