Beim Brainstorming werden im Gehirn eine Reihe komplexer neuronaler Prozesse aktiviert, die Kreativität und Problemlösung fördern. Diese Prozesse betreffen verschiedene Hirnareale, die miteinander interagieren, um neue Verknüpfungen herzustellen und bestehende Denkmuster aufzubrechen.
Aktivierung mehrerer Hirnregionen
Kreatives Denken, wie es beim Brainstorming gefördert wird, involviert verschiedene Teile des Gehirns:
- Präfrontaler Cortex: Dieser Bereich ist für das bewusste Denken, Planen und Entscheiden verantwortlich. Während des Brainstormings hilft er, komplexe Ideen zu generieren und Zusammenhänge herzustellen.
- Assoziationskortex: Der Assoziationskortex ist für die Verknüpfung von Informationen aus verschiedenen Sinnesbereichen zuständig. Er hilft dabei, scheinbar nicht verbundene Ideen miteinander zu kombinieren, was für kreative Durchbrüche essenziell ist.
- Hippocampus: Der Hippocampus ist für das Gedächtnis und die Bildung neuer Erinnerungen zuständig. Beim Brainstorming hilft er, frühere Erfahrungen und Wissen abzurufen und diese in den kreativen Prozess einzubringen.
- Default Mode Network (DMN): Dieses Netzwerk ist aktiv, wenn wir scheinbar „untätig“ sind oder unser Gehirn im Ruhezustand ist, beispielsweise beim Tagträumen oder freien Assoziieren. Das DMN spielt eine zentrale Rolle beim Erzeugen von kreativen Gedanken, indem es unbewusste Verknüpfungen und Assoziationen ermöglicht, die beim strukturierten Denken oft nicht zugänglich sind.
Hemmung des Bewertungszentrums
Ein entscheidender Aspekt des Brainstormings ist die Reduktion der Selbstkritik. Der laterale präfrontale Kortex, der für das Bewerten und Kontrollieren von Gedanken verantwortlich ist, wird bewusst gehemmt oder unterdrückt. Dies fördert das freies Assoziieren, ohne dass der kreative Fluss sofort von Selbstzweifeln oder Kritik unterbrochen wird. Indem das Gehirn auf „Zensur“ verzichtet, können unkonventionelle oder auch ungewöhnliche Ideen leichter entstehen.
Verstärkte Verbindungen zwischen Gehirnarealen
Beim Brainstorming kommt es zu einer verstärkten Kommunikation zwischen den linken und rechten Gehirnhälften. Während die linke Hemisphäre tendenziell für analytisches und logisches Denken verantwortlich ist, ist die rechte Hemisphäre stärker mit kreativem und intuitivem Denken assoziiert. In kreativen Prozessen arbeiten beide Gehirnhälften intensiver zusammen, wodurch neue Ideen und Ansätze entstehen können.
Dopamin und Belohnungssystem
Das kreative Denken aktiviert auch das Belohnungssystem des Gehirns, insbesondere durch die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der mit positiven Emotionen und Motivation verbunden ist. Dieser Prozess tritt häufig auf, wenn das Gehirn durch die Entwicklung einer originellen Idee eine Art „Aha-Erlebnis“ hat. Die Ausschüttung von Dopamin motiviert weiter zu kreativen Gedanken und stärkt das Gefühl der Zufriedenheit beim Finden neuer Lösungen.
Assoziative Prozesse und Flexibilität
Beim Brainstorming werden viele assoziative Prozesse aktiviert. Das bedeutet, dass das Gehirn frühere Erlebnisse, Eindrücke oder Informationen verknüpft und diese in neuen Kontexten verarbeitet. Dabei entstehen oft unerwartete Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Gedanken. Dies wird als divergentes Denken bezeichnet, bei dem das Gehirn flexibler agiert und eine Vielzahl von Ideen entwickelt, anstatt sich auf eine einzige Lösung zu fokussieren.
Fokus und Loslassen im Wechsel
Das Gehirn schaltet während des Brainstormings häufig zwischen Fokussierung auf ein Thema und Loslassen hin und her. Zunächst wird ein Problem in den Vordergrund des Bewusstseins gerückt. Durch das Loslassen von Kontrolle und konventionellen Denkwegen ermöglicht das Gehirn das Entstehen freier, kreativer Assoziationen. Diese Wechselwirkung zwischen fokussierter und unstrukturierter Aktivität ist entscheidend für den kreativen Prozess.
Fazit: Kreativer Fluss durch Kooperation verschiedener Areale
Beim Brainstormen agiert das Gehirn in einem Zustand erhöhter Flexibilität und Vernetzung. Durch die Hemmung kritischer Funktionen, das Aktivieren assoziativer Bereiche und das Zusammenspiel von analytischen und kreativen Prozessen können neue, innovative Ideen entstehen. Das Gehirn nutzt also seine Fähigkeit zur freien Assoziation und zur Verknüpfung verschiedener Denkprozesse, um kreative Lösungen zu entwickeln.